Souleimman Semo, per Rad von Wolfsburg nach Kapstadt

RADFLIMMERN
Mit dem Fahrrad unterwegs in Afrika

Unterwegs in Afrika

18 000 Kilometer und 17 Länder voller Eindrücke hat Souleimman Semo in 400 Tagen auf dem Fahrrad von Wolfsburg nach Kapstadt erlebt. Staubige Pisten, surrende Reifen. Den Fahrtwind, der einem um die Nase weht, spürt man förmlich. Abenteuer und Gänsehautstimmung. Endlose Savannen mit einer riesigen Tiervielfalt, wunderschöne Wüsten die den nächtlichen Sternenhimmel nie mehr vergessen lassen, alte Hochkulturen, Naturvölker und Menschen, die trotz oder gerade wegen ihrer Armut eine Fröhlichkeit ausstrahlen, die mitreißt.
Doch die Reise ist auch mit Hunger, Durst, Überfällen, geschundenen Knochen und endlosen Strapazen gespickt....

Kommen Sie mit auf die große Tour!

ISBN: 3-939144-15-0
Verlag: Engelsdorfer Verlag

Souleimman Semo, ein junger Zahnarzt aus Wolfsburg hatte einen großen Traum:

"Mit dem Rad von zuhause bis nach Südafrika, dieses Unternehmen will ich wagen."

Ein großes Abenteuer. In den Jahren 2001 / 2002 war er unterwegs. 
Der Weg führte ihn auch zu unserer Partnergemeinde in Kitandililo. 
Seine Eindrücke können Sie hier lesen. Es ist ein kleiner Auszug aus seinem fabelhaften Buch. 

Es werden in absehbarer Zeit noch mehr Bilder eingefügt.

Die folgenden Auszüge aus dem Buch von Souleimman Semo können Sie auch auf Ihren Computer laden::

Das Krankenrevier von Kitandililo

Mit einem lauten Gejammer werde ich am Morgen unsanft geweckt. Vor dem Haus gegenüber sind mehrere Frauen und Männer versammelt. Lautes Geheule und Geschrei. Verzweifelte Gesichter. Jemand in der Familie muss gestorben sein. Schnell packe ich zusammen und brause los. Doch ich hätte mir, anstatt der Sandalen, richtige Schuhe anziehen sollen. Meine Zehen frieren mir fast ab. Besonders, wenn es bergab geht. Ein scharfer Wind weht mir ins Gesicht. Links und rechts der Strasse säumen Spinnenweben den Busch. Ich bin neugierig. Also steige ich ab und schaue mir die Sache mal aus der Nähe an. Die Hausherren sind große, gelbschwarze Spinnen. Teilweise sitzen diese Insekten alleine in ihrem Netz und warten geduldig auf Beute, teilweise hocken ganzen Familien darin.

Die haben sich ganze Imperien gewoben. Der Anblick ist einschüchternd. Und sicher nichts für schwache Nerven. Ein Gang im Dunkeln durch diesen Teil des Buschs dürfte wohl mit einer unangenehmen Überraschung enden. Spinnenweben im Haar, Spinnengewebe im Gesicht und im Nacken sitzt die dazugehörige Spinne.


Am Nachmittag ist es dann endlich soweit. Bei Idodi muss irgendwo eine kleine Piste abgehen, die nach Kitandililo führt. Da meine Karte von Tansania nicht gerade die Genaueste ist, frage ich mich bei den Einheimischen durch. Sie lotsen mich zur richtigen Stelle, wo ich in den Busch abtauchen kann. Ich fühle mich wie in eine andere Welt versetzt. Ich fahre durch kargen, wilden Busch mit vielen Akazien. Der Sand unter meinen Reifen knistert. Etwa zwanzig Kilometer Erdpiste liegen vor mir. Hin und wieder fahre ich an kleinen Maisanbaugebieten und Strohhütten vorbei. Hier gibt es weder Strom noch eine Wasserleitung, keine Verdienstmöglichkeiten außer dem Feldertrag, der zudem nur eingefahren werden kann, wenn die Regenzeit mitspielt. Ansonsten ist die Not vorprogrammiert: Kein Geld für die Schule, für Lampenöl und Salz zum Kochen. Man kann sich kaum vorstellen, dass hier Menschen leben.

Einige Kinder kommen mir entgegen. Ich nehme mir vor, mir einen Spaß mit ihnen zu erlauben. Ich trete voll in die Pedalen und versuche, möglichst geschockt und gehetzt auszusehen.

„Simba! Simba!“, schreie ich laut und zeige mit dem Zeigefinger in die Richtung aus der ich gekommen bin. Simba heißt Löwe auf Kisuaheli. Die Kinder kriegen ganz große Augen und einige von ihnen nehmen sofort die Beine in die Hand.

Nach etwa zwei Stunden biege ich auf eine noch kleinere Piste ab, die mich in das kleine Dorf Kitandililo führt. Dort frage ich mich bis zum Krankenrevier weiter und werde endlich von Dr. Mgaya begrüßt. Er ist sehr überrascht, dass ich so früh aufgekreuzt bin. Er hat mich gegen Ende des Monats erwartet, und heute ist erst der Zwölfte. Eigentlich wollte ich mich telefonisch ankündigen, was mir aber nicht möglich war. Trotzdem ist die Freude groß. Mein Rad wird zunächst in die Freiluftküche geschoben. Im Haus stellt er mir seine zwei Töchter und seine Frau vor, die mir den drei Wochen alten Sohn zeigt. Süßes Baby. Eine komische Situation, da er schon seit Beginn meiner Reise auf mich unbekannten Radfahrer gewartet hat und nur aus Friedemanns Erzählungen von mir wusste. Wir sind beide etwas verlegen und plaudern über meine Radtour und die Krankenstation.

Doch wie komme ich zu der Ehre und wer ist eigentlich Friedemann? Es war einige Monate bevor ich auf meine große Reise ging. Ich habe einige Dinge bei Ebay verscherbelt und wurde eines Tages von Friedemann angemailt. Er erzählte mir von dem Projekt Kitandililo, ich erzählte ihm von meiner geplanten Fahrradtour. So kamen wir ins Gespräch. Und irgendwann kam Friedemann auf die tolle Idee, ich könne ja, wo ich ja auch Tansania in meine Reiseroute einbezogen habe, einen Abstecher nach Kitandililo machen. Ich war sofort begeistert und nahm mir fest vor, diesen Ort zu besuchen, von dem ich vorher noch nie etwas gehört hatte. Ich wusste aber, dass sich die Krankenstation Kitandililo im Bezirk Makambako in der südlichen Diözese befindet und rund viertausend Einwohner hat. Und auch von dem dortigen Projekt habe ich schon gehört.

Friedemann begann, den Menschen dort von mir und meinen Plänen zu berichten. Es herrschte reger Briefkontakt. Die Leute konnten es kaum erwarten, mich zu empfangen. So wie ich es kaum erwarten konnte, sie zu sehen. Doch vorher sollten noch zehn Monate und knapp elftausend Kilometer vergehen.

Hosiana Mgaya sitzt wie auf heißen Kohlen. Er kann es kaum erwarten, mir sein Krankenrevier zu zeigen. Darauf ist er unendlich stolz. Und ich bin sehr neugierig.

Es ist Sonntag und auf dem Gelände ist nicht viel los. Einige Notfälle, bei denen sich Menschen bei der Feldarbeit verletzt haben. Ein junger Mann sitzt an einem Tisch und lässt sich von einer der zwei Krankenschwestern, die es hier gibt, aufnehmen. Malaria!

Mir wird alles gezeigt in dem mittelgroßen Komplex. Rezeption zur Aufnahme von Patienten und Patientenakten, Labor mit Handzentrifuge und Mikroskop, Behandlungsraum mit ausgedienten Zahnarztstühlen, Patientenliegen und einem kargen Medikamentenschrank

Sogar eine im Bau befindliche Bettenstation mit getrennten Räumen für Jungen und Mädchen gibt es hier. Jeweils etwa sechs bis acht Betten. Ich bin beeindruckt und Hosiana gerät geradezu ins Schwärmen. Er zeigt sich unendlich dankbar für dass, was die Gemeinde in Ismaning hier bewirkt hat. Es ist zwar alles noch etwas spartanisch und es fehlt noch an vielen Materialien, aber die Einrichtung ist jetzt schon äußerst effektiv. An Stillstand ist hier noch lange nicht zu denken.

Am 8. November 1993 wurde diese hoffnungsvolle Krankenstation Kitandililo gegründet und dann von den Dorfbewohnern mit Hilfe der Partnerschaft mit der evangelisch-lutherischen Kirche in Ismaning errichtet. Und wie sah es vor dieser Zeit aus? Ohne diese Krankenstation? Es gab große Probleme mit der Versorgung von Kranken. Menschen, die sich einer ärztlichen Behandlung unterziehen wollten, mussten auch bei noch so kleinen Krankheiten eine lange Reise auf sich nehmen. Da waren Fußmärsche von über dreißig Kilometern keine Seltenheit. Natürlich galt das auch für Kinder und Schwangere. Nachdem die Dorfbewohner lange Zeit darunter gelitten hatten, beschlossen sie, ihre eigene Krankenstation zu bauen. Diese Entscheidung kommt ihnen heute zu Gute. Das Leistungsangebot der Krankenstation ist durchaus vorzeigbar: von der Geburtshilfe bis zum zahnärztlichen Notdienst.

Später darf ich Hosiana Mgaya sogar beim Extrahieren eines unteren, rechten Weisheitszahnes assistieren, der so verlagert ist, dass die Patientin diesen kaum putzen konnte. Er legt sich ein kleines Steri zurecht, so nennt man die kleine Box mit den sterilisierten Instrumenten. Eine junge Frau kommt herein. Erstaunlich. Sie hat keine Angst. Sie sieht sehr gelassen aus. Oder sie kann es nur gut verbergen? Sie setzt sich in den verschlissenen Zahnarztstuhl und ich darf in ihren Mund schauen. Was sie wohl über mich denkt? Meine vom Staub der Piste verdreckten Klamotten, die langen, verfilzten Haare und dann dieser Mundschutz. Ich muss einfach nur komisch aussehen. Ihre Zähne sind in einem erstaunlich guten Zustand. Keine Füllungen, keine Zahnlücken. Das macht die Ernährung. Diese auf dem Land lebenden Menschen essen oft das, was sie auf dem Feld anbauen und da spielt Zucker nur eine untergeordnete Rolle. Und wo wenig Zucker gegessen wird, gibt es auch wenig Karies. Nachdem die Anästhesie angeschlagen hat, renkt Hosiana den zerstörten Zahn mit gekonnten Griffen und einem Hebel aus und zieht ihn mit der Zange heraus. Auf die blutende Wunde kommt noch ein Tupfer. Fertig. Eine saubere Leistung. Ich gratuliere ihm. Wie gern hätte ich da auch Hand angelegt. Aber dazu werde ich nach meiner Reise genug Gelegenheit bekommen. Bevor ich den anderen Mitgliedern dieser Gemeinde vorgestellt werde, zeigt mir Hosiana noch den Brunnen und den neuen Stromgenerator, für den es einen speziellen Raum gibt. Zur Station gehört sogar eine Solaranlage, die am Tage Licht spendet. Der Generator sorgt dann dafür, dass es abends hell ist.

Das Gelände des Krankenreviers ist voller Pflanzen und liegt inmitten üppiger Maisfelder. Auch die angenehme und entspannende Ruhe fällt auf. Aber vielleicht sieht es ja am morgigen Montag anders aus. Ich werde es erleben.

Beim Pfarrhaus lerne ich dann endlich den Rest der Truppe kennen. Sie empfangen mich sehr herzlich und zeigen mir zunächst die Kirche, die fast fertiggestellt ist. Später setzen wir uns im Hof vor dem Pfarrhaus zusammen und plaudern über meine Abenteuer. Sie brennen darauf zu erfahren, wie es denn nun genau war mit den Steine werfenden Kindern in Äthiopien und dem Raubüberfall in Nairobi. Begleitet von lautem Gelächter schildere ich ihnen nochmal genau, was so alles passiert ist. Vor allen Dingen die Story mit dem Pfefferspray hat es ihnen angetan. Friedemann hat wirklich gute Vorarbeit geleistet. Ich bin überrascht. Sie sind super informiert. Mr. Kihombo, der Schatzmeister, und Mr. Chatanda, der Pfarrer, sind äußerst nette Kerle. Auf die Frage, ob ich einen besonderen Essenswunsch habe, antworte ich, dass ich alles außer Schweinefleisch esse. Also Huhn, sagt Kihombo. Kurze Zeit später wird eines aus dem Gehege geholt und zum Schlachten in den Hinterhof gebracht. Mein Protest hilft da auch nichts mehr. Ich bin hiermit zum indirekten Hühnermörder avanciert. Ich könnte mich verfluchen. Aber das Dinner ist dennoch äußerst wohlschmeckend. Es gibt jede Menge Reis mit besagtem Huhn, Bananen zum Nachtisch und dazu mein Lieblingsgetränk Fanta.

Vor dem Schlafengehen sitze ich noch einige Zeit mit den Männern zusammen. Einige ältere Herren sind noch dazugekommen. Alle wollen nochmal eine Gute-Nacht-Geschichte hören. Und zwar die mit dem Pfefferspray. Haarklein erzähle ich ihnen, wie Hiro und ich nachts in Nairobi überfallen wurden, und ich uns mit einem gezielten Pfefferschuss aus dem Schlamassel befreite. Aber das Beste ist, ich kann beim Pfarrer im Haus übernachten. Und zwar in dem Zimmer, in dem auch Friedemann mit seiner Frau bei seinem Besuch vor einigen Jahren übernachtet hat. Eine große Ehre für mich. Friedemann hatte mir schon von diesem Zimmer geschrieben. Die Wände gehen nicht bis ganz an die Decke, sondern enden davor. Es ist zugig und der Rauch aus der Küche zieht durch alle Fugen. Dennoch eine sehr gemütliche Schlafnische.

Ich schlüpfe todmüde in meinen Schlafsack und schreibe in mein Tagebuch, während das Radio läuft. Eine schockierende Nachricht auf Deutsche Welle: Eine deutsche Radtouristin wurde in Cape Maclear in Malawi ausgeraubt und ermordet. Malawi ist das nächste Land auf meiner Route.

Um sieben Uhr fünfzehn gehe ich ins Klohäuschen. Es ist aus Lehm und steht etwas vom Haus entfernt. Friedemann hatte Recht als er meinte, man müsse hier gut im Zielen sein.

Der Pastor kommt gerade aus der Kirche und zeigt mir das Bad. Es ist ein leerer Raum, wo eine Waschschüssel mit warmem dampfenden Wasser auf mich wartet. Der pure Genuss. Wann habe ich das letzte Mal warmes Wasser zum Waschen gehabt?

Am Morgen wird mir der Tagesablauf überbracht. Es enthält ein dichtes Programm, weil ich ja am nächsten Tag schon wieder abreisen will. Der Plan sieht vor, dass mir möglichst viel von dem gezeigt wird, was mit Hilfe der Gemeinde in Ismaning aufgebaut wurde. Da gibt es einige Zuchtprojekte mit  Hühnern, deren Anzahl von vierzig auf hundert erweitert werden soll, Schweinen und sogar Fischen in der näheren Umgebung, den erwähnten Generator, der den Strom liefert, zwei Läden, die Maisplantage und die im Bau befindliche Kirche.
Vor dem Mittagessen gehen wir ins Dorf und treffen im Village Office den Bürgermeister, der sich mit mir unterhalten will. Er schildert mir auf Kisuaheli die deprimierende Lage des Landes und des Dorfes. Kihombo übersetzt mir alles. Trotz der regelmäßigen Hilfslieferungen aus Ismaning fehlt es an allen Ecken und Enden. Das Gespräch mit dem Bürgermeister ist sehr interessant und aufschlussreich. Er hat sich auch über meine Radtour erkundigt und konnte es kaum glauben, dass jemand aus Deutschland mit dem Rad zu ihnen kommt.

Der Höhepunkt des Tages sollte am frühen Nachmittag folgen. Zuerst wird der Vorderreifen nochmal ordentlich aufgepumpt, dann der Motor angeschmissen. Kihombo sitzt am Steuer, während ich mich auf dem ungemütlich harten Rücksitz mit Fahrradhelm einrichte. Dann brausen wir mit dem museumsreifen Moped durch den Busch. Es ist heiß, doch der Fahrtwind verschafft Abkühlung. Unterwegs kommen wir an etlichen Rundhütten vorbei. Dann sehe ich plötzlich am Wegesrand die junge Frau stehen, die in der Station ihren Weisheitszahn gezogen bekam. Sie winkt mir zu und macht einen Knicks. Ich halte mir fragend die Hand an die Wange und sie reckt den Daumen hoch. Also geht es ihr gut. Die Fahrt geht vorbei an etlichen Schlag- und Sandlöchern zu einer mehrere Kilometer entfernt gelegenen Kaffeeplantage. Eines der vielen Projekte, worauf die Menschen hier sehr stolz sind. Schon in zwei bis drei Jahren wird die Plantage soweit sein, dass sie Früchte abwirft. Bis dahin müssen sie sich noch in Geduld üben.

Auf der Rückfahrt darf ich dann das Gefährt durch den Busch bugsieren. Es ist ein Heidenspaß, mit Vollkaracho um die vielen Schlaglöcher herum zu kurven. Kihombo sitzt mutig auf dem Rücksitz. Das Erlebnis bildet einen krönenden Abschluss für einen tollen Tag.

Noch ein letzter, abendlicher Besuch in der Krankenstation, wo ein Junge mit einem Schlangenbiss eingeliefert wurde und von Hosiana mit Cortison behandelt wird. Sein Unterschenkel ist stark angeschwollen. Das ist auch kein Wunder. Denn bis seine Eltern mit ihm die Station erreichen konnten, mussten sie einen Sechs-Stunden-Marsch hinter sich bringen. Dann geht es zum Abendessen ins Haus des Arztes. Ein üppiges Abschiedsmahl wird aufgetischt. Es gibt viel Reis mit Sauce, leckerem Huhn, Spinat und Bananen, die in Stückchen in den Reis geschnitten werden. Die Männer versammeln sich um mich herum und wollen wieder von meinen Abenteuern hören. Es wird viel gelacht. Dann kommt es zu einer rührenden Szene. Hosiana hat eine Rede für mich geschrieben. Drei Seiten lang. Er stellt sich vor uns auf. Man merkt ihm deutlich die Aufregung an. Er liest auf Kisuaheli, während ich die englische Übersetzung auf den Zetteln lesen kann. In der netten und herzlichen Rede spricht er nochmal die Situation in Kitandililo, die Partnerschaft zu der Gemeinde in Ismaning und meinen Besuch an.

Als er fertig ist, beginne ich zu klatschen. Die anderen tun es mir nach. Ich schüttle ihm die Hand und werde irgendwie das Gefühl nicht los, nun auch eine Rede halten zu müssen. Also trete ich anstelle des Arztes vor und wirke nicht minder nervös. Aber ich kriege noch ein paar Sätze zusammen, während Hosiana für die älteren Männer, die kein Englisch verstehen, übersetzt.


Am 14. Mai ist es dann soweit. Die Strasse hat mich wieder. Kann es kaum mehr erwarten, weiteren Abenteuern entgegenzuradeln. Die dreißig Kilometer lange Piste durch den Busch nach Makambako, wo das Headoffice steht, werde ich vom Arzt, vom Schatzmeister und vom Pfarrer begleitet. Dies sollte meine letzte Besichtigung werden. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen und es ist bitterkalt an diesem Morgen. Auf verschlungenen Pfaden kürzen wir den Weg ab. Mit dem Sonnenaufgang beginnt auch der Schweiß, in Strömen zu fließen.

Endlich in Makambako angekommen werden mir im Headoffice etliche Menschen vorgestellt. Ich bin müde und übersättigt von Eindrücken. Halte mich zurück. Leiere Abenteuergeschichten herunter und mache Fotos von den Einrichtungen hier. Trage mich in Gästebücher ein und werde trotzdem wieder überrascht. Nachdem ich eine Holzwerkstatt und eine Stenoschule besuche, bringen mich die Männer zu einer Nähschule. Kaum da angekommen, legen die Mädchen ihre Arbeit nieder, erheben sich und fangen an, zu singen und in die Hände zu klatschen. Ich kriege eine Gänsehaut. So wurde ich sicher noch nie begrüßt. Mit diesen Eindrücken bringen mich Hosiana, Chatanda und Kihombo bis zum Ortsausgangsschild und verabschieden mich dort mit Umarmung. Drei Menschen, drei neu gewonnene Freunde, die ich sicher nicht so schnell vergessen werde. Ich hoffe, ich werde sie eines Tages wieder sehen.

Dieses Bild hat Herr Souleimman Semo von 
Herrn Dr. Mgaya als Geschenk erhalten. 
Das Bild wurde von einem Künstler aus Makambako gezeichnet

Bis zur Staatsgrenze Malawis liegen noch etwa dreihundert Kilometer vor mir. Auf dieser Strecke fallen mir besonders die Kinder auf. Sie grüßen freundlich mit Shikamoo! Der Gruß wird an ältere oder höher gestellte Personen gerichtet. Manche Kinder lachen liebenswert, wenn ich Witze mache oder ihnen fällt einfach nur die Kinnlade herunter, wenn sie mich sehen. Kein Vergleich zu den Gören von Äthiopien, die mir die letzten Nerven zerschlissen haben.

Die Kleinsten liegen auf den Rücken ihrer Mütter und werden überallhin mitgenommen. Aber es gibt auch traurige Bilder von Kindern auf Feldern bei der Arbeit. Sogar die ganz Kleinen schuften sich den ganzen Tag ab, wo sie doch lieber spielen würden. Manche tragen große Fässer Wasser oder Feldwerkzeuge. Andere mähen mit einfachsten Mitteln Gras. Hier im Süden Tansanias fallen auch ungewöhnlich viele Kinder mit zerlumpten Klamotten und aufgeblähten Hungerbäuchen auf. Aber nur die wenigsten betteln mich an.
In der eher unübersichtlichen Stadt Mbeya angekommen, heuere ich für etwas Geld einen Jungen an, der mir bei der Suche eines Hotels behilflich sein soll. Nach einer Weile finden wir dann auch ein ganz Ansehnliches, wo ich ein paar Tage zum Ausspannen bleiben will.
Und ein kleiner Fehler meinerseits sollte mir die Einwanderungsbehörde auf den Hals hetzen. Aus Faulheit habe ich beim Einchecken meine Passnummer nicht angegeben. Sie kommen in der morgendlichen Frühe und wollen meinen Pass sehen. Dann fragen sie mich einige Sachen und gehen wieder. Komische Sitten. Die Rezeptionsfrau hätte mich doch einfach fragen können. Die Abende verbringe ich hier in einer kleinen Musik-Bar in der Nähe des Busbahnhofs. Es gibt dort leckere Hühnchen und kaltes Bier. Außerdem steht hier ein Fernseher, auf dem Tag für Tag dieselben japanischen Musikvideos in einer Endlosschleife laufen. Ich sitze alleine an einem kleinen Tisch in der Ecke. Viele Einheimische um mich herum begaffen mich. Die wundern sich sicher, was ich hier allein mache. Ich genieße dieses Abhängen und bereite mich emotional auf den Grenzübertritt vor. 

Nach der wohltuenden Erholungspause in Mbeya geht es also weiter in Richtung Malawi. Doch zuerst gilt es, ein gut vierzig Kilometer weites Stück bergauf über die Porotoro Mountains zu bewältigen. Vor mir türmen sich die Wolken auf dem Gipfel. Der Anblick ist beachtlich. Es ist kalt und feucht. Die Anstieg zerrt an meinen Kräften. Immer weiter schraube ich mich mit Chabbahh in die Höhe bis zum Scheitelpunkt, von wo aus es dann wieder steil abwärts geht. Ein Schild weist auf einen nahegelegenen Kratersee hin. Ich lasse ihn links liegen und fahre weiter. Habe keine Lust auf ein ähnliches Erlebnis wie in Äthiopien, wo ich bei einem einsamen Besuch einer abgelegenen Touristenattraktion überfallen wurde. Im nebligen Ort Tukuyu mache ich ein letztes Mal Rast in Tansania, bevor ich dann endlich den Schlagbaum überschreite und endlich in Malawi bin, dem warmen Herzen Afrikas!

Ein weiterer Beitrag über die Reise von Herrn Semo in der Zeitschrift: ABENDROT 
Herausgeber: Diakonieverein e.V. Amberg 

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